Frauen in der Politik

Marie Tusch (* 1. Dezember 1868 Klagenfurt, † 25. Juli 1939 Klagenfurt) - Arbeiterin und Politikerin

Marie Tusch

Maria (auch: Marie) Tuschs Eltern waren unverheiratet und arbeiteten als Dienstboten. Dies war damals nicht ungewöhnlich, da Eheschließungen viel Geld kosteten. Mit sieben Jahren kam sie in das Kloster Maria Saal und wurde zur Arbeit im Wirtschaftswesen herangezogen. Sie musste die Schulgebühren für die Volksschule im Kloster abarbeiten. Mit zwölf Jahren begann sie mit der Arbeit in der Klagenfurter Tabakregie. Bald engagierte sie sich für bessere Arbeitsbedingungen sowie für eine Besserstellung der Frauen. Zu diesem Zeitpunkt lag das Frauenwahlrecht noch in weiter Ferne, aber auch das allgemeine Männerwahlrecht wurde erst 1908 eingeführt.
 
Marie Tusch wurde Vertrauensfrau und später Betriebsrätin. Ihre gewerkschaftliche Tätigkeit brachte sie wiederholt in Konflikt mit der Fabrikleitung. Verheiratet war sie mit dem sozialdemokratisch organisierten Eisenbahner Anton Tusch. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie Vorsitzende des Kärntner Landesfrauenkomitees der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs und bereits im Herbst 1918 Mitglied des Gemeinderates von St. Ruprecht. 1919 wurde sie als eine der ersten von acht Frauen in der Konstituierenden Nationalversammlung der Ersten Republik angelobt. Sie war die einzige unter den ersten weiblichen Abgeordneten, die nicht aus Wien kam und gehörte dem Nationalrat alle vier Legislaturperioden der Ersten Republik an.
 
Ihr Engagement galt besonders dem Schicksal der unzähligen Kriegsversehrten. Weiters trat sie für die Rechte der Frauen und für eine soziale Besserstellung von Arbeiterinnen und Müttern ein. Auf Grund ihrer Arbeit galt sie auch als Expertin in Fragen des Tabakmonopols. Als Politikerin war Tusch eine österreichische Pionierin, deren Anfänge ihrer Tätigkeit in St. Ruprecht lagen.

Juliane Hardinka (* 20. Februar 1880, † 5. Mai 1968)

Die Fabrikarbeiterin Juliane Hardinka kam schon mit 14 Jahren in die Klagenfurter Tabakregie, die zu ihrer Blütezeit an die 1000 Personen beschäftigte. Nach der Jahrhundertwende begannen Hardinka und andere Arbeiterinnen sich gegen die schlechten Arbeitsbedingungen und die teilweise menschenverachtende Behandlung zu wehren. Hardinka war damals um die 20 Jahre alt.
 
Gestaltungsmöglichkeiten auf politischer Ebene erhielt sie aber erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. 1921 wurde sie sozialdemokratische Gemeinderätin von St. Ruprecht (siehe Abbildung) und in den 1930er Jahren stellvertretende Vorsitzende des Landesfrauenkomitees. Juliane Hardinka starb im Alter von 89 Jahren und wurde auf dem St. Ruprechter Friedhof begraben, wo sich ihr Grabmal auch heute noch befindet.

Unterschrift Juliane Hardinka